24. SONNTAG im Jahreskreis
Jesus fragt: „Für wen haltet ihr mich? Ihr sagt, dass ihr an mich glaubt, aber wer bin ich für euch?" Was antworten wir? Ich kann versuchen dieser Frage auszuweichen, indem ich irgendeine Floskel als Antwort gebe. Oder ich gehe tief in mich hinein und versuche ehrlich zu antworten.
Die Antwort von Petrus lautet: „Du bist Christus, der von Gott gesandte Retter.“ Petrus verwendet hier Worte, die in seiner Religion bekannt waren, eine tiefe Bedeutung hatten. Christus, Retter. Es sind Worte, Begriffe aus der damaligen Zeit und Kultur. Wir kennen sie ja. Aber sagen sie uns heute etwas? Können wir nachvollziehen, was da über die Bedeutung von Jesus gesagt wird? Müssen wir diese Worte nicht in eine Sprache von heute übersetzen, damit wir deutlicher sagen können und für uns selbst klarer wird, was Jesus für uns persönlich bedeutet?
Warum soll dieser Jesus für mich von Bedeutung sein? Dieser Jesus ist vielen fremd geworden oder, noch schlimmer, überhaupt ein Unbekannter. Deswegen spielt er im Leben vieler Menschen, auch wenn sie getauft wurden, wirklich keine Rolle. Jesus beeinflusst ihr Leben nicht (mehr).
Wie gut kenne ich Jesus? Was wollte Jesus eigentlich? Ist er vielleicht doch nur einer, von dem ich zwar schon oft gehört habe, der mich schon irgendwie interessiert, den ich am Sonntag oder alle heiligen Zeiten einmal besuche, den ich aber ansonsten zum Leben nicht brauche und der es in meinen Augen mit seinen Forderungen, Geboten und Ansprüchen vielleicht doch ziemlich übertreibt?
Wann habe ich das letzte Mal mit jemandem über meinen Glauben an Jesus gesprochen und mir wirklich Zeit zum Nachdenken darüber genommen, was ich von Jesus weiß, was ich von dem, was er sagt halte und was ich von dem bekenne?
Wer ist Jesus für mich? Ist er mir so vertraut, dass ich das vollste Vertrauen zu ihm habe, dass ich mich voll auf ihn einlasse und bereit bin seine Lebensweise, sein Denken und Handeln zu übernehmen und in Taten umzusetzen? Wir haben es schon in der ersten Lesung, im Jakobusbrief, gehört: „Welchen Wert hat es, wenn jemand behauptet, an Jesus zu glauben, wenn er nicht lebt und handelt nach seinem Glauben.“
Im heutigen Evangelium sagt Jesus: „Wer aber sein Leben für mich und für Gottes rettende Botschaft einsetzt, der wird das wirkliche Leben finden.“ Aber Jesus macht uns da nichts vor, denn er fügt hinzu: „Wer mir nachfolgen will, der darf nicht mehr sich selber suchen und sich in den Mittelpunkt stellen, sondern muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir so nachfolgen. Wer hier nur an sein eigenes Leben denkt, der wird das Leben verfehlen.“
Jesus hat Menschen um sich gesammelt, um sie für einen liebenden Gott zu gewinnen, und deswegen diese Liebe zum tiefsten Inhalt ihres Leben zu machen. Und das hat automatisch, unwiderruflich zur Folge, dass man bereit ist auch „Kreuze“ auf sich zu nehmen. Wirklich lieben kann auch weh tun! Wenn ich mich auf Jesus einlasse, dann soll ich es aufgeben, immer auf dem "Ego-Trip" zu sein, immer auf das eigene Wohl, auf die eigenen Vorteile bedacht zu sein, nur auf materielles Glück... Wer sein Leben immer so absichern will, wird scheitern. Wer aber bereit ist sein Leben um Jesu und des Evangeliums willen zu "verlieren", d.h. zurückzustellen, wird das echte Leben finden. Was nützt es, wenn einer sagt, er glaubt an Jesus, aber es fehlen die Taten? Nur wenn wir unserem Glauben Taten folgen lassen, machen wir wirkliche Erfahrungen mit dem, was Jesus will, und so lernen wir ihn wirklich kennen.
Wer bin ich für dich? Was bedeute ich dir? Jesus fordert uns auf, unsere eigene Glaubensgeschichte mit ihm zu überdenken: Welche Vorstellungen über Jesus hatte ich als Kind, als junger Mensch? Welche Erfahrungen habe ich inzwischen gemacht? Welche Rolle spielt Jesus jetzt in meinem Leben? Ich muss persönlich Stellung nehmen.